EU fördert Projekt „Easy Reading“ der Fakultät Rehabilitationswissenschaften
- Forschung
Für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen sind digitale Inhalte häufig nicht barrierefrei zugänglich. Mit dem Framework „Easy Reading“ möchte das internationale Forschungskonsortium auch diesen Personen einen unabhängigen Zugang zu digitalen Informationen ermöglichen. Ein Framework stellt den Rahmen für eine zu entwickelnde Software dar und beinhaltet unterschiedliche Komponenten, die zur Softwareentwicklung genutzt werden können. So bietet „Easy Reading“ verschiedene automatisierte Dienste, um digitale Originaldokumente in Echtzeit zu personalisieren und dadurch individuell zugänglich zu machen.
Personalisierte Funktionen
Mögliche Funktionen sind etwa Umschreibungen durch Symbole, Bilder oder Videos, Anpassungen des Layouts und der Struktur sowie Formulierungen, die sich an den europäischen Easy-to-Read-Regeln orientieren. Umgesetzt werden jene Anwendungen mit Hilfe moderner HCI-Technik, die sich mit der Interaktion von Mensch und Computer beschäftigt. Beispiele hierfür sind Pop-ups, die aufklappen, um zusätzliche Inhalte anzuzeigen, Beschriftungen von Steuerelementen, die beim Mouse-Over erscheinen, sowie Eye-Tracking, das die Bewegung der Augen über den Bildschirm nachverfolgt. Durch die Verwendung eines persönlichen Profils lassen sich die verschiedenen Funktionen individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Nutzerin oder des Nutzers anpassen.
Das „Easy Reading“-Framework stellt eine unterstützende Infrastruktur für digitale Ressourcen dar, die cloud-basiert, quelloffen und frei verfügbar sein soll. Das Konsortium unterstützt mit seiner Arbeit modernste und zukunftsfähige Technik und möchte mit „Easy Reading“ die Grundlage für eine nachhaltige Weiterentwicklung von Dienstleistungen und Software-Tools schaffen, die digitale Inhalte den unterschiedlichen Nutzergruppen entsprechend besser zugänglich macht.
Internationales Forschungskonsortium
An dem Forschungskonsortium sind neben der Technischen Universität Dortmund und der Johannes-Kepler-Universität Linz auch das österreichische Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen (KI-I), die gGmbH „In der Gemeinde leben“ Düsseldorf und das Zentrum für Assistive Technologien und Unterstützte Kommunikation (DART) der Universität Göteborg beteiligt. Gemeinsam erarbeiten sie ein Konzept zur partizipativen Softwareentwicklung. Neben den Forscherinnen und Forschern gehören dem internationalen Projektteam auch Peer-Forscherinnen und Peer-Forscher mit kognitiven Beeinträchtigungen an. Die kommerziellen Partner Funka Nu Ab aus Schweden, Texthelp Ltd aus Großbritannien und Athena ICD Ltd aus Israel helfen dabei, das Framework zu entwickeln, zu bewerten und es schließlich auf den Markt zu bringen. Das in Frankreich ansässige European Research Consortium for Informatics and Mathematics (ERCIM), Mitbetreiber des World Wide Web Consortiums (W3C) erweitert auf Basis der erarbeiteten Projektergebnisse die Richtlinien für die Entwicklung kognitiv zugänglicher Webanwendungen.
EU-Förderprogramm Horizont 2020
Die Europäische Union möchte mit ihrem Förderprogramm Horizont 2020 EU-weit eine wissens- und innovationsgestützte Gesellschaft und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufbauen und gleichzeitig zu nachhaltiger Entwicklung beitragen. Mit ihrem Entwurf eines „Technischen Frameworks zur individuellen Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigungen bei der Nutzung digitaler Ressourcen“ fördert das „Easy Reading“-Projekt die europäischen Ideale von Integration und Inklusion. Die beiden beteiligten Fachgebiete der Fakultät Rehabilitationswissenschaften sind zudem Mitglied im Forschungscluster „Technologie, Inklusion, Partizipation“ der Fakultät Rehabilitationswissenschaften. Dieses bündelt Forschungsprojekte, die sich mit modernen Technologien für die Inklusion und Partizipation von Menschen mit Beeinträchtigungen einsetzen.
Das Projekt „Easy Reading“ ist Anfang des Jahres mit einer Tagung des Projektkonsortiums in Linz gestartet und wird von der EU für eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren gefördert.