„Der Preis war essenziell für meine nachfolgenden Karriereschritte“
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Prof. Weigelt, woran forschen Sie?
Zentraler Fokus meiner Arbeit ist das Sehen. Ich untersuche, wie sich die visuelle Wahrnehmung insbesondere bei Kindern entwickelt. Studien haben gezeigt, dass sehr viele Entwicklungen im ersten Lebensjahr stattfinden, weitere Fähigkeiten, beispielsweise Gesichter zu erkennen oder Entfernungen einzuschätzen, aber erst deutlich später ausgebildet werden und sich bis ins Erwachsenenalter ziehen. Mich interessiert, wie Kinder mit und ohne Sehbeeinträchtigung die Welt wahrnehmen. Um das herauszufinden, führe ich zusammen mit meinem Team unter anderem Wahrnehmungsexperimente und Magnetresonanztomografien durch. In meiner Forschung, die sich an der Schnittstelle zwischen Neurowissenschaften, Rehabilitationswissenschaften und Psychologie bewegt, geht es also nicht etwa um das Auge und unsere Sehkraft, sondern um die Entwicklung des Gehirns.
Was hat Ihnen der Heinz Maier-Leibnitz-Preis ermöglicht?
Dass die DFG mir 2015 diesen Preis verliehen hat, würde ich als essenziell für meine weitere Karriere ansehen. Es ist deutschlandweit einer der anerkanntesten Preise für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und insbesondere, wenn man als Juniorprofessorin auf einer Stelle ohne Tenure Track, also der Aussicht auf eine Lebenszeitprofessur, sitzt, ist der Preis für den weiteren Werdegang förderlich und macht sich selbstverständlich gut im Lebenslauf. Auch konnte ich die 20.000 Euro Preisgeld sehr frei einsetzen, unter anderem für Doktorandinnen und Doktoranden, zur Durchführung von Experimenten, für Dienstreisen und technische Ausstattungen. Der Preis führt zu einer größeren Sichtbarkeit der eigenen Person und auch bei der DFG ist man dann bekannt. So erhalte ich immer wieder Einladungen zu Veranstaltungen, bei denen man häufig auch selbst mitgestalten und sich einbringen kann. Nach Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger gab es tatsächlich einen gewissen „Medienrummel“ inklusive Radiointerview und einem WDR-Beitrag. Das hatte ich bis dato so nicht erlebt.
Was ist Ihre Meinung, kann und sollte man solche Preise als Karriereinstrument einsetzen?
Ja, definitiv sollte man das. Für meine Dissertation habe ich 2009 die Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft erhalten. Ich hatte meinen Doktorvater, der mich nominiert hatte, zuvor selbst auf die Möglichkeit angesprochen – das finde ich legitim. Auch für den Heinz Maier-Leibnitz-Preis kann man sich nicht selbst nominieren, sondern muss vorgeschlagen werden. Es gibt aber andere Formate, für die man sich selbst aktiv ins Rennen bringen kann. Ich weise auch andere immer wieder auf solche Möglichkeiten hin, motiviere zum Beispiel Studierende, sich um Stipendien zu bewerben und nominiere sowohl Studierende als auch Promovierende, wann immer es geht. Das sehe ich als meine Aufgabe als Mentorin an und dafür lege ich mich auch gerne ins Zeug.
Zur Person:
- 1998-2004 Studium der Philosophie und Psychologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
- 2005-2009 Doktorandin und Postdoktorandin am Max-Plack-Institut für Hirnforschung in Frankfurt/Main
- 2009 Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft für Promotion zum Thema „Neurovision: neuroimaging studies of illusory perception“
- 2009-2011 Postdoktorandin am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA
- 2011-2013 Stipendiatin der Robert Bosch-Stiftung
- 2012-2013 Gastwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Psychologie und Sport der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
- 2012-2015 Stipendiatin der Daimler und Benz Stiftung
- 2013-2018 Juniorprofessorin an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum
- 2015 Heinz Maier-Leibnitz-Preis der DFG
- seit 2018 Professorin an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften der TU Dortmund
Weitere Informationen:
- Heinz Maier-Leibnitz-Preis
- Karriereentwicklung für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an der TU Dortmund
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