Von Flamingos, Piloten und Crossdressing: Was den Reiz des Verkleidens ausmacht
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Prof. König, was sind die beliebtesten Karnevalskostüme?
Bei den beliebtesten Kostümen gibt es wenig Überraschendes. Besonders en vogue sind in diesem Jahr Pantomimen und Flamingos. Neben diesen kurzzeitigen Trends sieht man meist Variationen des Immergleichen: zum Beispiel Helden aus Filmen und Romanen, Verkleidungen aus Historie und Tierwelt, Ethnotrends wie beispielweise hawaiianische oder afrikanische Kostüme und das sogenannte Crossdressing, bei dem man sich wie das andere Geschlecht kleidet. Weitere Kostüm-Dauerbrenner sind Berufe, und insbesondere jene mit Uniform sind beim jeweils anderen Geschlecht beliebt: So kommen – sehr klischeehaft – bei Frauen meist Männer in Pilotenuniform und bei Männern etwa Frauen in Krankenschwester-Outfits gut an. Kostüme sind immer von kulturellen Normen geprägt und in diesem Fall greifen nach wie vor die klassischen Rollenmuster.
Was möchten die Kostümierten mit ihrer Verkleidung ausdrücken?
Das ist individuell sehr unterschiedlich und reicht von Gefallen und Auffallen bis zu Irritation und Provokation. So kann ein Kostüm Wünsche und Sehnsüchte verstärken oder aber ins Gegenteil verkehren. Der Reiz des Verkleidens besteht darin, spielerisch mit Facetten der eigenen Identität umzugehen, die man im Alltag eher weniger auslebt. Dieser Ausbruch aus dem Alltag, mit dem das Feiern und Flirten an Karneval gerne gleichgesetzt wird, bewegt sich dabei in einem Spannungsfeld zwischen Individualität und Konformität. Die anthropologische Lust am Verkleiden pendelt zwischen dem Verlangen, sich kreativ hervorzutun, und dem Festhalten an Konventionen.