Streicheln oder Schlachten?
- mundo

Zahlreiche Menschen halten zu Hause Hunde, Katzen oder Reptilien. Viele essen Käse, Eier oder Fleisch – oder entscheiden sich bewusst dagegen. Einige von uns stellen im Winter Futter für die Meisen raus und ärgern sich im Frühjahr über Maulwurfshügel im Garten. Wir alle haben einen Bezug zu Tieren, dabei scheint Tier allerdings nicht gleich Tier zu sein.
Dr. Marcel Sebastian untersucht an der Fakultät Sozialwissenschaften im Bereich Umweltsoziologie mit Schwerpunkt Transformationsforschung diese komplexen Beziehungen. Er analysiert sowohl, wie die Gesellschaft andere Lebewesen kategorisiert – als Haus-, Nutz- oder Wildtier – als auch das Verhältnis, das aus dieser Kategorisierung hervorgeht: „Die Frage, was Tiere für den Menschen sind, ist für viele gar nicht so einfach zu beantworten: Sind sie als Lebewesen wertvoll? Darf man sie essen? Kurzum: Sind sie Subjekt oder Objekt?“, fragt Marcel Sebastian. „In meiner Forschung untersuche ich unter anderem die komplexen gesellschaftlichen Diskurse über diese Fragen.“
Der Umweltsoziologe kam 2010 zum ersten Mal mit der Wissenschaftskommunikation in Kontakt. Damals versendete die neu gegründete „Group for Society and Animals Studies“ (GSA) an der Universität Hamburg eine Pressemitteilung zu ihrem einst innovativen Vorhaben: Die GSA war deutschlandweit die erste soziologische Forschungsgruppe, die das Verhältnis von Menschen und anderen Lebewesen untersuchte. Inhaltlich ging es etwa um internationale Unterschiede im Tierschutzrecht, um Gewalt gegen Tiere sowie Fleischkonsum und -produktion.