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Bekannte Herausforderungen bleiben – Situation spitzt sich zu

Forschungsverbund veröffentlicht Bericht zur Kindertagesbetreuung in NRW

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Drei Kleinkinder stehen vor einer niedrigen Ablage mit Spielsachen. Eines der Kinder greift nach einem Stift, der auf der Ablage liegt. © Rawpixel.com​/​AdobeStock

Der Forschungsverbund zwischen dem Deutschen Jugendinstitut e.V. (DJI) in München und der TU Dortmund hat erstmals einen umfassenden Bericht zur Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht. Das rund 130 Seiten umfassende Werk liefert grundlegende Kennzahlen zum System der Kindertagesbetreuung in NRW und basiert auf landeseigenen Verwaltungsdaten sowie Daten der Kinder- und Jugendhilfestatistik. Ergänzend gewährt der Bericht Einblicke in die kommunale Bedarfsplanung anhand einer durchgeführten Befragung der Jugendämter.

Der Bericht zeigt erhebliche Herausforderungen auf, die trotz des massiven Ausbaus der Kindertagesbetreuung in den zurückliegenden Jahren in NRW fortbestehen: Genügend Plätze, ausreichendes und qualifiziertes Personal, flexible Betreuungsangebote und mehr Zeit für die Leitung. „Die Herausforderungen der Kindertagesbetreuung in NRW sind lange bekannt. Die aktuelle Auswertung zeigt, dass sich neben positiven Entwicklungen auch Problematiken weiter zuspitzen“, erklärt Jakob Gossen. Der Soziologe der TU Dortmund ist Mitglied der Autorengruppe Kindertagesbetreuung NRW des Forschungsverbunds.

Weitere Plätze für unter Dreijährige dringend notwendig

Der erste Teil des Berichts wirft einen Blick auf die Entwicklung der Angebotsstruktur, der Betreuungs- und Versorgungssituation sowie des Personals seit dem Kindergartenjahr 2013/14. So zeigt er zum Beispiel, dass im Jahr 2021/22 mehr als 10.600 Kindertageseinrichtungen gemeldet wurden: ein Ausbau um 13 Prozent seit 2013/14. Bei der Kindertagespflege liegt der Ausbau sogar bei 18 Prozent. Allerdings fiel der jährliche Ausbau in 2021/22 im Vergleich zu den Vorjahren wieder geringer aus. Dabei ist gerade die Schaffung von Plätzen für Kinder unter drei Jahren dringend notwendig, um sowohl Betreuungsbedarfe als auch den Rechtsanspruch abzudecken: Seit 2013/14 wurden insgesamt 66.000 sogenannte U3-Plätze geschaffen, eine Steigerung um 45 Prozent. Es fehlen weiterhin ca. 72.000 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Hinzu kommt, dass die Anzahl der gemeldeten Kinder mit Fluchterfahrung in der Betreuung seit März 2022 kontinuierlich ansteigt. Eine Entwicklung, die auch eine zusätzliche Herausforderung für das System der Kindertagesbetreuung in NRW nach sich zieht.

Der zweite Teil des Berichts widmet sich der kommunalen Bedarfsplanung in der Kindertagesbetreuung. Dazu wurden Jugendämter in ganz NRW zu den allgemeinen Rahmenbedingungen, den Strategien und Verfahrensweisen der Bedarfsplanung sowie zu den geplanten Ausbauvorhaben befragt. Mehr als die Hälfte (59 %) der teilnehmenden Jugendämter berichteten von einer Personalausstattung für die Bedarfsplanung in der Kindertagesbetreuung im Umfang einer Halbtagsstelle oder niedriger – ein überraschendes Ergebnis bei der gewachsenen gesellschaftlichen Bedeutung des Bereichs der Kindertagesbetreuung. Für viele Jugendämter bilden zudem die Ausbauverzögerungen aufgrund von Fachkräftemangel, Verzögerungen im Bauplan, fehlenden Grundstücken und fehlendem Baurecht zunehmend kaum zu überwindende Hürden ab. Damit droht der notwendige Ausbau der Kindertagesbetreuung in NRW ins Stocken zu geraten.

Der Bericht:

Der vollständige Bericht „Kindertagesbetreuung NRW 2022. Ein indikatorenbasierter Bericht mit Regionalanalysen und ergänzendem Schwerpunkt zu kommunaler Bedarfsplanung“ steht kostenlos zum Download zur Verfügung. Der Bericht ist als Dauerbeobachtung der Kindertagesbetreuung in NRW ausgelegt, für die der Forschungsverbund DJI/TU Dortmund alle zwei Jahre einen aktualisierten Bericht veröffentlicht.

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