Zum Inhalt

50 Jahre – 50 Köpfe: Drei Fragen an Doris Reich, die erste Frauenbeauftragte der Universität Dortmund

-
in
  • Menschen
Portrait Doris Reich © Martina Hengesbach
Doris Reich setzt sich für die berufliche Chancengleichheit von Männern und Frauen ein.

Mit Birgit Frielinghaus für die Studentinnen, Michaela Basner für die nichtwissenschaftlichen Angestellten und Prof. Sibylle Volkmann-Raue für die Professorinnen war Doris Reich 1988 die erste Frauenbeauftragte für den „wissenschaftlichen Mittelbau“ an der damaligen Universität Dortmund. Das Quartett war damit Vorläufer der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten.

Frau Reich, mit der Einrichtung des Amtes der Frauenbeauftragten war die Universität Dortmund relativ früh dran. Hatten Ihre Eltern Ihnen das Thema Gleichstellung und Chancengleichheit mit in die Wiege gelegt?

Nein. Als ich 1971 mit damals 19 Jahren das Studium der Raumplanung in Dortmund aufnahm, war das noch kein Thema für mich. Bei mir zu Hause war es keine Frage, dass ich als Frau studieren konnte. Im Studiengang selbst wunderte ich mich eigentlich nur, dass es fast nur männliche Studenten gab – die übrigens zum Feiern gern vom Campus Süd, an dem die Raumplanung beheimatet war, zur damaligen Pädagogischen Hochschule am heutigen Campus Nord gingen. Dort gab es mehr Studentinnen. Für mich rückte die berufliche Chancengleichheit von Mann und Frau erst im Laufe des Studiums und dann nach meinem Abschluss 1977 als Dipl.-Ing. mehr und mehr ins Bewusstsein. Meine Diplomurkunde konnte ich auch erst Jahre später auf Ingenieurin ändern lassen. Wir lebten damals - was Gleichstellung angeht - in einer anderen Zeit.

 

Wie sahen Ihre Aufgaben aus, als Sie 1988 gemeinsam mit Ihren Mitstreiterinnen das Amt der Frauenbeauftragten antraten?

Es gab erst einmal nichts – kein Büro, kein Geld, keine Stellenbeschreibung, ein Ehrenamt halt. Dass es überhaupt zur Wahl von Frauenbeauftragen kam, war Ergebnis einer Entwicklung „von unten“, von den Frauen, die an der Universität lehrten, lernten, arbeiteten. Es gab bei einigen Männern Vorbehalte. Aber zunächst ließ man uns machen oder – besser – uns orientieren. In meinem Fach, der Raumplanung, waren wir schon etwas weiter. Prof. Erika Spiegel war die erste Professorin der Universität, unsere Wahl zur Frauenbeauftragten fiel in die Zeit, als Prof. Paul Velsinger, ein Raumplaner, Rektor war. Erst später wurde die Aufgabe der Frauenbeauftragten in die Grundordnung der Universität aufgenommen. Dabei wurde die Zahl der Beauftragen halbiert – es gab die Beauftragte und ihre Stellvertreterin. Während meiner Amtszeit haben wir das erste bundesweite Treffen der Hochschul-Frauenbeauftragten durchgeführt. Später nach meinem Ausscheiden aus der Universität folgten verschiedene Studien.

 

Wenn eine persönliche Frage gestattet ist: Wie gleichgestellt war Ihr Privatleben?

Ich habe mit meinem Mann zwei Söhne. Als die zur Welt kamen, hat er seine Arbeitszeit reduziert, um die Kinder mit zu versorgen, während ich Vollzeit weitergearbeitet habe. Das war zur damaligen Zeit ungewöhnlich. Mein Mann konnte dies aber bei seinem Arbeitgeber erreichen – und hat so viel Gefallen an dieser Lösung gefunden, dass er auch nach der Kinderphase bis heute weiter in Teilzeit arbeitet.


Zur Person:

Doris Reich (66) zählte zu den ersten Studentinnen des damals neuen Studiengangs Raumplanung. Nach ihrem Studienabschluss war sie als Dipl.-Ing. und wissenschaftliche Angestellte beim Institut für Raumplanung beschäftigt. Es folgten mehrere befristete Jobs, bis sie 1990 die Universität endgültig verließ, aber weiter wissenschaftlich arbeitete. An der Universität Kassel hatte sie eine Gastprofessur, von 2000 bis 2001 führte sie eine große Studie zu „Arbeitsmarktchancen von Planerinnen und Architektinnen in NRW“ durch.