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Recherche in Griechenland, Seminare in Afrika

Journalistik-Studierende der TU Dortmund forschen vor Ort zum Thema Migration

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Eine Gruppe Studierender vor einem antiken Gebäude in Griechenland. © Sarah Müller​/​TU Dortmund
Die Recherche beginnt an der Wiege der Demokratie, in Griechenland. Die Exkursionsteilnehmer (v.l): Marie-Christine Spies, Claudia Wiggenbroeker, Marcus Kreutler, Lisa König (hinten), Nina Bartnik (vorn), Maximilian Zienau, Anne Schubert, Monika Lengauer, Gordon Wüllner, Laura Baer, Svenja Kloos, Olga Scheer, Meike Sartorius, Silas Schefers, Sarah Müller.

Mi­gra­tions­be­richt­er­stat­tung ist aktuell ein Schwerpunkt am Institut für Journalistik (IJ): Mit Griechenland haben dreizehn Journalistik-Studierende Ende November ein Schlüsselland in der Bewältigung der aktuellen Flüchtlingssituation erkundet. Gemeinsam mit örtlichen Partnern plant das IJ sechs Seminare in Afrika, um die Berichterstattung über Migration zu verbessern.

Flucht und Migration als Themen der Griechenland-Exkursion

Eine achttägige Exkursion führte die Journalistik-Studierenden nach Athen und auf die ägäische Insel Chios, um dort journalistische Beiträge zum Thema Migration zu produzieren. Während die Studierenden in Athen mit erfahrenen Auslandskorrespondenten der ARD oder des „Handelsblatt“ sowie Vertretern von UNHCR, IOM und der Europäischen Kommission ins Gespräch kamen, machten sie auf Chios Begegnungen mit mehreren Hilfsorganisationen.

In einer Schule der Organisation „Action for Education“ erfuhren die Studierenden unter anderem, welche Herausforderung es ist, traumatisierte junge Menschen zu unterrichten. Detailinformationen über das Asylrecht erhielten die Teilnehmer bei den jungen Juristen von „Equal Rights Beyond Borders“, die Asylbewerber über ihre Rechte aufklären.

„Von diesen zahlreichen interessanten Gesprächspartnern konnten die Teilnehmer ein umfassendes Verständnis davon erlangen, wie mit den Migrationsherausforderungen auf dem griechischen Festland wie auf den Inseln umgegangen wird“, sagt Prof. Susanne Fengler, Leiterin des Erich-Brost-Instituts für Internationalen Journalismus (EBI) und Professorin für Internationalen Journalismus an der TU Dortmund. „Dabei diente die Exkursion als Vorbereitung für einen Einsatz als Auslandskorrespondent in der beruflichen Zukunft.“

Trainings zur Mi­gra­tions­be­richt­er­stat­tung in Afrika

Tote Flüchtlinge im Mittelmeer, unbegleitete Migrantenkinder, Sklavenhandel in Libyen, gestrandet ohne Chance auf Asyl in Europa: Hintergründe fallen bei der Mi­gra­tions­be­richt­er­stat­tung oft der Sensation zum Opfer – in afrikanischen Medien sogar noch deutlicher als in europäischen.

Das soll sich ändern. Dieses Ziel haben sich das EBI mit seinen deutsch-afrikanischen Partnern gesetzt: Africa Positive (AP, ein Verein mit deutschsprachigem Magazin) und der Africa Media Initiative (AMI, einem Netzwerk afrikanischer Medien), mit Finanzierung durch das deutsche Auswärtige Amt.

Die ersten drei von sechs Trainings werden im Dezember in den westafrikanischen Ländern Nigeria, Elfenbeinküste und Ghana durchgeführt. Die Trainings werden jeweils mit Partnern in den Ländern organisiert, zum Beispiel mit örtlichen Journalistenverbänden. 2019 sind weitere Trainings in Gambia, Sudan und Guinea geplant. „Durch die Trainings soll ein wahrheitsgetreues Bild in der afrikanischen Mi­gra­tions­be­richt­er­stat­tung gefördert werden – frei von positiven wie negativen Klischees“, erklärt Africa-Positive-Chefredakteurin Veye Tatah ein zentrales Ziel der Workshops. EBI-Direktorin Prof. Susanne Fengler ergänzt: „Die Mi­gra­tions­be­richt­er­stat­tung in Afrika ist in qualitativer wie quantitativer Hinsicht defizitär, häufig elitenzentriert und wenig hintergründig.“ Auch Eric Chinje, ehemaliger und langjähriger AMI-Vorsitzender betont, die Fluchtabsichten vieler Menschen seien „stark unterrepräsentiert“ in afrikanischen Medien.

Um hier einen Unterschied zu machen, orientieren sich die Trainings an einem Curriculum zur Flucht- und Mi­gra­tions­be­richt­er­stat­tung, das derzeit am EBI entwickelt wird und Teil des Forschungsschwerpunkts Migration am Institut ist. Das Curriculum setzt einen Schwerpunkt auf journalistische Praxis und Berufsethik. Es erhebt den Anspruch, Qualitätskriterien internationaler Berichterstattung genauso zu verankern wie mit nötiger Sensitivität auf lokale Gegebenheiten und Eigenheiten journalistischer Kulturen einzugehen.