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50 Jahre – 50 Köpfe: Zwischen Kunst und Wissenschaft – Drei Fragen an Dr. Astrid Kämmerling

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Porträt von Astrid Kämmerling in einem Raum mit schwarz-weiß gemusterter Tapete. © Howard Romero
Astrid Kämmerling

Die überdimensional großen Werke „Schöne Aussichten I und II” gehören fest zum Foyer des EF50-Gebäudes der TU Dortmund. Dr. Astrid Kämmerling erzählt zum 50-jährigen Jubiläum von ihrer Entstehung.

Tausende Studierende sehen Ihre Bilder täglich und möchten erfahren, welche Geschichte dahinter steckt…

Es handelt sich um ein Bilderarchiv von globalen Gebäuden, das ich über einen Zeitraum von zwei Jahren angelegt habe. Dabei sind die meisten Bilder Zeitungsfotos. Stadt- und Stadtentwicklungsprozesse haben mich schon immer sehr fasziniert. Damals lag mein Interesse besonders auf Bauhaus- und Nachkriegsarchitektur, die überwiegend funktional ist. Bei den Bildern geht es um eine Analyse der Innen- und Außendarstellung von Hochhäusern und um die Einflüsse der Globalisierung auf die Individualität von Menschen. Die Bilder sind im Seminar „Schöne Aussichten” von Prof. Jan Kolata in kleiner Form entwickelt worden. Entstanden sind sie über einen Zeitraum von 18 Monaten. Ich habe drei kleine Leinwandskizzen erstellt, die dann überproportional groß angefertigt wurden. Die Überproportionalität soll das Gefühl widerspiegeln, das wir empfinden, wenn wir vor Wolkenkratzern stehen.

 

2010 kamen „Schöne Aussichten I und II”, 2012 verließen Sie die TU Dortmund und wurden nicht Lehrerin – was kam dann?

Was sagte John Lennon einmal: „Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist andere Pläne zu machen.” Zum Ende meines Masters war ich noch nicht gesättigt, es war eher das Gegenteil der Fall. Ich habe meine Masterarbeit über ein interdisziplinäres College geschrieben, das Black Mountain College, das unter anderem den Dialog zwischen US- und deutschen Künstlerinnen und Künstlern ermöglicht. Der Wunsch zu lehren und zu lernen blieb, aber ich wollte gerne an ein interdisziplinäres Institut. Also habe ich mich auf Doktorstudienplätze in experimentellen Programmen zwischen Kunstwissenschaft und Kunstpraxis beworben. Ich bin 2012 zum Studium in die USA gezogen. In meiner Doktorarbeit war Walking Art (Spaziergangskunst) das zentrale Medium der Untersuchung. 2016 habe ich meinen Doktor abgeschlossen und mein Leben hat sich in den USA so entwickelt, dass ich mittlerweile in San Francisco lebe und arbeite.

 

In San Francisco betreiben Sie die Kunst des Spazieren Gehens und haben erst kürzlich eine Stelle im Goethe-Institut angenommen. Denken Sie noch oft an die TU Dortmund zurück?

Meine Studienzeit war ein Highlight. Abende im Malereiraum der Emil Figge 50, die Zeit an der damaligen Lindemannschule und das Atelier, das ich dort mit drei anderen Studierenden hatte, die Fachschaftsabende, die im Keller der Lindemannschule stattfanden, während die EF 50 renoviert wurde, sowie die wöchentlichen Team Meetings in der Amerikanistik, immer mittwochs um 12 Uhr. Keine Universität hat mich so stark geprägt, weder die University of Virginia noch die Ohio University. Die Professorinnen und Professoren der TU Dortmund haben meine Faszination für Literatur und Kunst sowie meine interdisziplinäre Arbeitsweise zwischen Kunst und Kulturwissenschaften früh begriffen und gefördert. Insbesondere Prof. Walter Grünzweig, die gesamte Amerikanistik, Prof. Jan Kolata und auch Prof. Klaus-Peter Busse haben mich auf diesem Weg sehr unterstützt. Die Symbiose aus dem Bereich der Cultural Studies /American Studies, Kunstdidaktik und Kunstpraxis – ursprünglich die Malerei, heute der Spaziergang – hat mich schließlich in die USA getrieben. Das Fundament hierfür wurde in der TU gelegt, durch das vermittelte Wissen genauso wie durch die vielen, vielen Projekte, die ich an der TU Dortmund mit verwirklichen konnte. Ein Bild von meinem Team der Amerikanistik hängt immer über meinem Schreibtisch als Erinnerung, falls ich mal meine Orientierung verliere.


Zur Person:

Dr. Astrid Kämmerling (35 J.) hat von 2005 bis 2012 an der TU Dortmund studiert und bleibt ihr auch auf ihrem weiteren Weg verbunden. An der Ohio University wendete sie sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit der Walking Art (Spaziergangkunst) zu und ist heute als interdisziplinäre Künstlerin und Kunstwissenschaftlerin in San Francisco tätig. Wir senden als Zeichen der weiteren Unterstützung ein Festschrift-Exemplar auf Reisen!