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50 Jahre – 50 Köpfe: Drei Fragen an Prof. Siegfried Schach zur Gründung der Fakultät Statistik

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Portrait Siegfried Schach © Privat
Prof. Siegfried Schach war 1972 einer der Gründerväter der Fakultät Statistik an der damaligen Universität Dortmund.

Professor Siegfried Schach war 1972 einer der Gründungsprofessoren der damaligen Abteilung Statistik an der Universität Dortmund und etablierte mit seinen Kollegen den in Deutschland damals noch unbekannten Fachbereich. Aus einem langjährigen Studien- und Lehraufenthalt in Minneapolis, Stanford und Baltimore, USA, brachte er die Biometrie mit nach Dortmund.

Professor Schach, wie kam es nach Ihrem Aufenthalt in den USA dazu, dass Sie 1972 nach Dortmund gingen?

In den USA habe ich die Biometrische Statistik kennen gelernt und erlebt, dass sich mit statistischen Verfahren auch reale Probleme analysieren lassen und das Fach nicht nur aus reiner Theorie besteht. Ich hörte damals von Prof. Friedhelm Eicker, dem Gründungsdekan, dass es das Vorhaben gab, in Dortmund eine eigene Abteilung für Statistik ins Leben zu rufen und dafür drei Professuren auszuschreiben. Das hat mich natürlich sehr interessiert und ich bewarb mich erfolgreich auf die Ausschreibung für den Lehrstuhl „Mathematische Statistik und Anwendungen I“. Damit war auch der dritte Lehrstuhl besetzt, sodass es 1972 zur offiziellen Gründung des Fachbereichs kommen konnte. Bis dahin hatte es in Deutschland keine Möglichkeit gegeben, ausschließlich Statistik im Hauptfach zu studieren. Angeboten wurde das Fach damals nur als Teil der Wirtschaftswissenschaften oder Mathematik.

 

Vor welchen Herausforderungen standen Sie beim Aufbau der Abteilung Statistik?

In der Bevölkerung und unter den Fachkollegen fragten sich viele, was man mit reiner Statistik ohne einen direkten Zusammenhang mit Mathematik, Medizin oder einem anderen Anwendungsgebiet machen könne. Diese Zweifel mussten wir bekämpfen. Nach der Gründung waren es dann vor allem Mathematikstudierende, die die Veranstaltungen der Statistik besuchten. Anfangs war die Einschreibung für reine Statistik noch nicht möglich, sodass sich die Studierenden erst für Mathematik einschreiben mussten, um sich später umzuschreiben. Die Suche nach wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestaltete sich zu Beginn schwierig, weil in Deutschland eben nur wenige mit dem Fachbereich vertraut waren. Dieses Problem ließ sich aber zum Glück lösen, nämlich indem wir einige Forschende aus der Mathematik, die auch für anwendungsbezogene Wissenschaft offen waren, gewissermaßen zu Statistikern „umerziehen“ konnten. Wir standen natürlich außerdem vor der Aufgabe, Interessierte für das Studium der Statistik zu gewinnen. Über die Kooperation mit dem Schulministerium NRW erreichten wir Mathematiklehrerinnen und -lehrer, die uns halfen, das neue Studienfach im Gymnasialbereich sowohl in der Stadt Dortmund als auch im ganzen Bundesland bekannt zu machen. Angesprochen hat die Interessierten vor allem die Kombination aus angewandter Wissenschaft, Mathematik und den möglichen Nebenfächern.

 

Wie ging es dann weiter?

Genauso wie die Abteilung Statistik ausgebaut wurde, gab es auch im EDV-Bereich kontinuierlich neue Entwicklungen. An der Universität Dortmund wurde in diesem Zuge ein Zentralrechner eingerichtet, was uns sehr zugute kam. Für uns war es zeitlich unmöglich, wichtige Auswertungen per Hand durchzuführen, da kam uns ein elektronisches Hilfsmittel gelegen. Durch technologischen Fortschritt wurden in Deutschland außerdem immer mehr Daten generiert und es gab verbesserte Messmöglichkeiten. Diese neuen Daten konnten dann in der Abteilung Statistik im Rahmen von wissenschaftlichen Arbeiten verwendet und ausgewertet werden. Ohne die parallele technische Entwicklung wäre die Entwicklung des Bereichs Statistik zur heutigen Fakultät Statistik sicher nicht möglich gewesen.

 

Zur Person:

Prof. Siegfried Schach (geb. 1936) studierte Mathematik und Volkswirtschaftslehre in Tübingen, Wien, Frankfurt, Berlin und Minneapolis. Danach hatte er eine Professur an der Stanford Universität (1967 bis 1968) und an der Johns Hopkins Universität (1968 bis 1972) inne. Im Jahr 1972 nahm er einen Ruf als Professor für Mathematische Statistik und Anwendungen des neu gegründeten Fachbereichs Statistik der Universität Dortmund an. Zusammen mit Prof. Friedhelm Eicker und Prof. Siegfried Heiler ist er einer der Gründerväter des Fachbereichs. Das Besondere: Bis heute ist sie die einzige eigenständige Fakultät für Statistik im deutschsprachigen Raum.