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50 Jahre – 50 Köpfe: Die erste Immatrikulation – Drei Fragen an Dr. Ulrich Ratsch

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Portrait Ulrich Ratsch © privat
Sein Name stand an erster Stelle im Matrikelbuch: Dr. Ulrich Ratsch.

Es ist der 1. April 1969: Ulrich Ratsch trägt sich an der damaligen Universität Dortmund in der Abteilung Chemie mit der Matrikelnummer 0001 in das Matrikelbuch ein. Er ist zur Promotion nach Dortmund gekommen. Das Besondere: Er immatrikuliert sich als erste Person überhaupt an der neu gegründeten Universität. Seitdem haben sich mehr als 170.000 junge Menschen an der Universität eingeschrieben. Ein Blick zurück.

Dr. Ratsch, wie kam es dazu, dass Sie an die neue Universität nach Dortmund wechselten?

Ich hatte damals gerade mein Physik-Diplom im Bereich Festkörperphysik in Karlsruhe beendet und wollte anschließend eine Doktorarbeit in der Physikalischen Chemie schreiben. Ein Studienkollege erzählte mir von einem Professor, bei dem die Doktorarbeit in diesem Forschungsgebiet mit einer Hilfstätigkeit verbunden sei. Dieses Angebot reizte mich zum einen aufgrund meines wissenschaftlichen Interesses für Elektrochemie und zum anderen wegen der Tatsache, so ein wenig Geld dazuverdienen zu können. Der Professor informierte mich, dass er allerdings in einem halben Jahr in Dortmund eine der ersten Professuren übernehmen würde und ich dann ebenfalls nach Dortmund ziehen müsste. Ich kannte das Ruhrgebiet bereits durch Verwandte, die dort lebten, und so entschloss ich mich, das Angebot anzunehmen. 1969 gingen wir dann an die neue Universität nach Dortmund. 
 

Wie lief die Einschreibung ab?

Bei meiner Einschreibung 1969 existierten zwar bereits einige Institute in der Aufbauphase, es gab jedoch noch keine eingeschriebenen Studierenden. Daher rief die Universität dazu auf, sich zu immatrikulieren. ‚Kein Problem‘, dachte ich, ‚das kann ich gerne machen‘. Ich wurde daraufhin in das Rektorat gerufen. Der damalige Rektor, Prof. Martin Schmeißer, begrüßte mich mit Handschlag und anschließend trug ich mich als Erster in das Matrikelbuch ein. Dann wurde mir mein Studierendenausweis überreicht und noch mal die Hand geschüttelt. Darüber berichtete dann auch die Zeitung WAZ, wie mir meine Verwandten aus dem Ruhrgebiet erzählten: Es wurde ein Artikel mit Foto veröffentlicht. Den habe ich auch eine gewisse Zeit lang als Erinnerung aufgehoben. Irgendwann ist er dann aber bei Umzügen verloren gegangen.
 

An was denken Sie gerne zurück?

Unter den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herrschte eine Stimmung des Aufbruchs. Die Arbeit war spannend, denn wir hatten die Möglichkeit, etwas Neues mit aufzubauen und unsere Ideen einbringen. Zum Beispiel haben wir die Praktikumsräume eingerichtet und uns überlegt, welche Ausstattung für praktische Übungen und Experimente benötigt wird. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Lehrbetrieb noch aufgebaut. Es war daher spannend zu sehen, wie sich die Universität entwickelt. Später habe ich den Aufbau der heutigen TU Dortmund aus der Ferne durch die Berichterstattung in Publikationen beobachtet. Zwischenzeitlich bin ich noch einmal mit dem Auto durchs Ruhrgebiet gefahren und habe den Campus liegen sehen: Seit meiner Studienzeit hat er sich sehr vergrößert.
 

Zur Person:

Nach dem Physikstudium in Marburg, Göttingen und Karlsruhe kam Ulrich Ratsch 1969 zur Promotion nach Dortmund. Er kehrte nach einem Semester nach Karlsruhe zurück, wo er 1973 am Institut für angewandte Physik promovierte. 1976 gelangte er als energiepolitischer Gutachter an die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg, die bis zu seinem Ruhestand 2008 seine berufliche Heimat war.