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50 Jahre Professor in Dortmund

„Forschung und Lehre nach Humboldts Ideal verbinden - Das war mir wichtig“

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Ein Mann sitzt am Schreibtisch und schaut in die Kamera © Jürgen Huhn​/​TU Dortmund
Prof. Hans-Günter Rolff hat das Institut für Schulentwicklungsforschung vor fast 50 Jahren gegründet.

Vor 40 Jahren wurde die Pädagogische Hochschule (PH) Ruhr in die TU Dortmund integriert, wodurch die Universität fünf Fakultäten in den Gesellschafts- und Kulturwissenschaften hinzugewann. Dabei war auch das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS). Gegründet wurde das Institut vor fast 50 Jahren von Prof. Hans-Günter Rolff, der damals mit 30 Jahren einer der jüngsten Professoren in NRW war. Im Interview spricht er über die Herausforderungen, die er als junger Professor meistern musste, über die Gründung des IFS und an welchen Moment er sich besonders gerne zurückerinnert.

Herr Rolff, Sie begannen Ihre berufliche Karriere am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und beim Berliner Schulsenat. 1970 wurden Sie an die damalige PH Ruhr berufen. Welche Herausforderungen hatten Sie als junger Professor zu meistern?

Ich war damals zusammen mit Prof. Erich Wittmann aus der Dortmunder Mathematikdidaktik einer der jüngsten Professoren in NRW. Lehre war nichts Neues für mich, da ich vorher schon einige Zeit an der PH Berlin nebenberuflich Dozent gewesen war. Die Forschung jedoch war eine große Herausforderung. In Deutschland gab es zu der Zeit ein enormes Forschungsdefizit zum Thema Schulentwicklung, hinzu kam die Bildungskatastrophe der 1960er- Jahre. Es gab zu wenige junge Leute mit Abitur, zu viel soziale Auslese bei der Bildung. Deswegen wurde 1966 auch der Bildungsrat gegründet. Dort war ich auch Mitglied, das jüngste im Experimentalausschuss.

Wie kam es zur Gründung des Instituts für Schulentwicklungsforschung?

In der gesamten Bundesrepublik gab es damals nur ein einziges Bildungsforschungsinstitut, und zwar eine außeruniversitäre Einrichtung in Berlin. Ich hatte zuvor ja zehn Jahre in Berlin gelebt und so bin ich damals auf die Idee gekommen, ein solches Institut im Hochschulbereich zu gründen. Dabei war es mir wichtig, Lehre und Forschung zu verbinden - ganz nach Humboldts Bildungsideal. Damals war ich am IFS der erste Professor, konnte aber schnell zwei weitere Professuren hinzugewinnen. In meiner Leitungszeit bis 2003 haben sich in unseren For­schungs­pro­jekten mehr als 120 Doktorandinnen und Doktoranden qualifiziert, aus dem Institut sind 16 Professorinnen und Professoren hervorgegangen.

Woran erinnern Sie sich an Ihrer Zeit beim IFS gerne zurück?

Die 25-Jahr- Feier des IFS im Jahre 1998 ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Damals hielt Prof. Michael Fullan, der weltweit bedeutendste Schulentwicklungs- und Schulleitungsforscher von der Uni Toronto, die Festrede. Unter den 200 Gästen waren Kolleginnen und Kollegen der deutschsprachigen Bildungsforschung, aus der Bildungspolitik sowie aus dem Schulwesen. Dabei entstand auch die Idee eines Schulentwicklungspreises, den das IFS zwei Jahre später als erster in Deutschland ausschrieb und den die Dortmunder Grundschule „Kleine Kielstraße“ gewann. Die Schule erhielt drei Jahre später dann auch den ersten „Deutschen Schulpreis“.

 

Zur Person:
Prof. Hans-Günter Rolff hat das Institut für Schulentwicklung 1973 gegründet und 30 Jahre geleitet. Zudem war er elf Jahre Vorsitzender der Dortmunder Bildungskommission. Auch im Ruhestand bleibt er seinem Fach treu: Aktuell schreibt er zwei Bücher zum Thema digital gestütztes Lernen.